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Osterbrief 2020 Kirchengemeinden Stadtoldendorf und Wangelnstedt

Thu, 09 Apr 2020 11:38:13 +0000 von Annabelle Kattner

© Foto: Rolf Ludwig
Auferstehungsfenster in der Stadtoldendorfer Kirche
Liebe Gemeinde, liebe Ehrenamtliche, liebe MitarbeiterInnen,

„Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“

Wie gerne hätte ich das zu diesem Osterfest mit Ihnen und Euch wieder im Gottesdienst im Wechsel gerufen – so lange, bis wir es aus voller Kehle und mit ganzem Herzen spüren können.
Doch in diesem Jahr ist alles anders.
Noch befinden wir uns in der Corona-Krise,dürfen nur im engsten Familienkreis zusammen sein,
nicht als Gottesdienstgemeinde. Zu Hause, nicht im Urlaub.

Mit Sorgen um die Gesundheit, Sorgen um die Arbeitsstelle, Sorgen um Menschen, die wir nicht besuchen können, Sorgen und Kummer weil Bestattungen nur im kleinsten Kreis gefeiert werden können, Sorgen um die Frage „Wie soll es weitergehen?“

Wenn ich so überlege, dann fällt mir ein:
Auch das erste Ostern war eher still und sorgenvoll.
Jesus war hingerichtet worden und ohne die üblichen Begräbnisrituale in sein Grab gelegt worden.
Aus Angst und Sorge zogen sich die Jünger zurück.
Auch bei ihnen war alles ungewiss.
Der Halt, den Jesus ihnen gegeben hatte, war weggebrochen.
Sie hatten Angst vor Verfolgung und blieben in ihren Häusern.

Als die mutigen Frauen voller Trauer am 3. Tag zum Grab kommen um den Leichnam von Jesus einzubalsamieren kommt der nächste Schock:
Das Grab ist offen und leer! Wo ist Jesus hingekommen?
Auch die Erscheinung der Engel, die Botschaft, dass Jesus den Tod überwunden hat und auferstanden ist, hat eher stille Wirkung.
Die Frauen finden noch keine Worte für das, was sie erfahren haben (Markusevangelium 16, 8).

Und von Maria von Magdala wird berichtet, dass sie vor Kummer vor dem leeren Grab steht –
und als der Auferstandene ihr erscheint, erkennt sie ihn zuerst nicht.
Erst, als er sie mit Namen anspricht, weitet sich ihr Blick und sie kann sehen: Jesus ist nicht mehr im Grab, weil er durch den Tod hindurchgegangen ist und jetzt vor ihr steht.
Sie will ihn anfassen, den alten Halt wiederfinden – aber er macht ihr deutlich: ‚Ich wurde verwandelt – wandle Du dich auch!‘ Und er gibt ihr den Auftrag, weiterzuerzählen, was er ihr gesagt hat.

Später erscheint er den Jüngern, die hinter verschlossenen Türen sitzen. Auch sie brauchen eine Weile, bis sie sich aus der Erstarrung lösen können und begreifen:
Es stimmt! Der Tod hat keine Macht mehr…
Jesus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Und auch ihnen gibt Jesus Zuspruch und Auftrag:
„Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“
Und er stattet sie mit dem Tröster und dem Beistand aus,
von denen er ihnen vor seinem Leiden und Sterben erzählt hat: „Nehmt hin den Heiligen Geist!“.
(Johannesevangelium 20,11-22).

So richtig bricht sich das Verstehen, was die Auferstehung bedeutet, erst 50 Tage später Bahn, an Pfingsten. Soviel Zeit brauchte die Erkenntnis, um in den Jüngern zu wachsen. Sie musste sich und ihr Leben neu sortieren.
Dann ist es so weit: Sie kehren zurück ins Leben, reden öffentlich über das, was sie erfahren hatten und glauben.

Sie teilen mit den Menschen ihre Zuversicht und die Frohe Botschaft:
„Jesus, der Herr, ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die Corona-Zeit hat viele Parallelen, finde ich:
Auch wir müssen uns neu sortieren – das alte Leben geht nicht weiter wie bisher.
Und auch wenn wir die Hoffnung haben, dass wir möglichst bald zurückkehren können zum Alltag,
uns wieder frei und ohne Angst bewegen können – wir werden verwandelt sein.
Die Erfahrungen der letzten Wochen, die Sorgen aber auch die Kreativität und Hoffnung haben uns verändert.
Das sollte uns bewusst sein – und wir sollten an dem Guten festhalten, das in dieser durchaus schweren Zeit gewachsen ist und noch wächst.

Und was das Osterfest angeht: Wir haben den Jüngerinnen und Jüngern von damals etwas voraus.
Wir können auf ihre Erfahrungen, ihre Berichte zurückgreifen.
Wir wissen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, denn Jesus hat den Tod überwunden.
Er ist auferstanden von den Toten und zieht alle mit sich ins neue Leben, die an ihn glauben und auf ihn vertrauen.

Ich wünsche es uns allen, dass wir auch im Glauben wieder ein Stück Wandlung erfahren an diesem so anderen Osterfest.
Dass wir spüren: Der Tod hat nicht das letzte Wort!
Jesus lebt, er ist aufgefahren in den Himmel und hat uns einen Beistand geschenkt:
Der Heilige Geist, der Tröster kann uns seinen Frieden, Mut und Hoffnung schenken.

Ostern in diesem Jahr ist anders – wahrscheinlich zu ersten Mal im Lauf der Geschichte können wir in einem der Länder, in denen das Christentum als Religion anerkannt ist, nicht öffentlich miteinander feiern. Das fällt schwer!
Und gleichzeitig gibt es viele kreative Ideen, um in der Karwoche und auch am Osterfest im Glauben durch das Gebet vereint zu sein und öffentlichkeitswirksam die Auferstehung zu feiern und zu verkündigen.

Der Auftrag von Jesus gilt auch uns heute:
Er sendet uns, die Frohe Botschaft in alle Welt zu rufen und Kraft aus seiner Auferstehung zu schöpfen – für uns und für die ganze Welt.


Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Ein gesegnetes Osterfest wünsche ich Ihnen und Euch!


Ihre / Eure 
 
Pastorin Annabelle Kattner
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